Salz
Früher stand das Salz symbolisch für Reinheit und Göttlichkeit. So entstanden im Laufe der Jahrtausende viele Mythen, Geschichten, Volksbräuche und Anekdoten um das Salz. Der Sage nach vermachte die griechische Meeresgöttin Neres dem König der Myrmidonen das Salz als Hochzeitsgeschenk. Seither galt Salz als Göttergabe. Auch im Alten Testament hat Salz eine besondere Bedeutung: Gott besiegelt einen Bund mit Aaron durch Salz.
Brot und Salz werden seit alters her bei vielen Völkern als konservierende und kraftspendende Stoffe verehrt. Sie dienten zudem als sicherstes Abwehrmittel gegen alles Böse.
Die germanischen Volksstämme sahen in Brot und Salz kostbare Geschenke der Natur und maßen ihnen in ihrem Kultleben einen großen Raum zu. Die kraftspendende Wirkung und die Abwehr des Bösen sind dabei nicht voneinander zu trennen. So sollte es z.B. vor Drachen und Hexen schützen.
Der Glaube, dass Brot und Salz Kraft spenden und das Böse bannen sollen, hat viele Bräuche hervorgebracht. Im Stall hängte man Brot und Salz gegen Hexen auf. Man bot es dem Gast an, brachte es selbst zum Besuch mit oder steckte es der Braut in die Schuhe. Noch heute bekommen die Gastgeber im neu gebauten Haus oder beim Einzug in eine neue Wohnung Salz und Brot geschenkt. Das soll die künftigen Bewohner vor Mangel an Lebensmitteln bewahren.
Wenn das Essen versalzen ist, so ist die Köchin oder der Koch verliebt. Diese Redewendung hat sich bis heute in unserem Sprachgebrauch gehalten.
Bereits in der Antike wurde der Rohstoff als Aphrodisiakum benutzt und die Griechen glaubten, dass zu wenig Salz die männliche Potenz beeinträchtige. Verliebte zielten also darauf ab, durch viel Salz im Essen die sexuelle Lust zu steigern. Im 16. und 17. Jahrhundert war das "Einsalzen des Ehepartners" als Mode in der Literatur und in der satirisch-grafischen Darstellung weit verbreitet.
Salz ist lebenswichtig. Jeder Mensch muss pro Tag etwa 5 - 6 g Salz (laut DEG) zu sich nehmen, um seinen Bedarf zu decken. Seit Jahrtausenden haben Menschen deshalb immer komplexere Methoden entwickelt, um das begehrte Mineral abzubauen und so war lange Zeit Salz ein wertvolles Gut und brachten jenen, die es besaßen, Reichtum und Macht. Schon für die frühen Hochkulturen wie Ägypter, Sumerer und Babylonier war Salz ein bedeutender Stoff, das sie als Gewürz und Konservierungsmittel für ihre Nahrung nutzten.
Für die Ägypter war Salz zusätzlich sehr wichtig, weil es zum Mumifizieren der Leichname genutzt wurde. Gewonnen wurde das Salz entweder aus Meerwasser oder aus Ablagerungen in Salzwüsten.
Bei den Griechen und Römern wurde ausschließlich Meersalz verwendet. Mithilfe von Sonne und Wind verdunstete in eigens angelegten Salzgärten Meerwasser. Auf dem Boden der ausgetrockneten Becken blieb festes Salz zurück. Diese Art der Salzherstellung ist mit viel Aufwand verbunden und so war Salz bei den Römern ein hoch geschätztes Gut.
Der römische Schriftgelehrte Cassiodorus schrieb vor über 1500 Jahren: "Der Mensch kann ohne Gold, aber nicht ohne Salz leben." Da die Römer gern luxuriös speisten, dabei war neben vielen Gewürzen auch Salz sehr wichtig. Beamte und Soldaten bekamen ihren Lohn teilweise in Form von Salz ausgezahlt. Daher kommt auch der heutige Begriff Sold.
Nicht nur die Römer, sondern auch die Kelten kannten einige Jahrhunderte vor Christus schon ausgefeilte Methoden der Salzgewinnung. In Hallstatt, dem ältesten bekannten Bergwerk der Welt, förderten die Bergleute das Mineral mehrere Jahrhunderte lang zutage. Dabei trieben sie mit einfachster technischer Ausrüstung bis zu 300 Meter tiefe Schächte in die Erde. Ausgehend von dem kleinen Ort in den österreichischen Alpen wurde das "weiße Gold" ins heutige Deutschland, nach Italien und auf den Balkan exportiert. An anderen Orten nutzten die Kelten natürliche Salzwasservorkommen zur Gewinnung von Salz, zum Beispiel in Bad Nauheim oder Schwäbisch Hall. Hier wurde die Sole, das salzhaltige Wasser, in Wannen aufgefangen und in dickwandigen Tonkrügen auf einer groß angelegten Feuerstelle eingedampft. Das Verfahren war sehr aufwändig, denn jeder Krug brachte nur eine Handvoll Salz ein. Ihr Salz verkauften sie bis nach Bayern und Böhmen, in die Schweiz und nach Gallien.
Im Mittelalter wurde Salz zum größten Teil durch das Sieden von Sole hergestellt. Im Gegensatz zu früheren Zeiten waren die Menschen dabei aber nicht mehr auf natürliche Salzwasserquellen angewiesen, sondern konnten die Sole künstlich herstellen. Dazu schufen sie Hohlräume im Salzgestein und leiteten Wasser ein. Die dabei entstehende Sole wurde in den Salinen, den Salzwerken, über Tage gesiedet. In sogenannten "Pfannen" wurde das Salzwasser so lange erhitzt, bis nur noch festes Salz übrig war. Wichtige Stätten der deutschen Salzproduktion waren Bad Reichenhall, Lüneburg und Halle.
Im 19. und 20. Jahrhundert wandelte sich das weiße Gold zum billigen Alltagsprodukt. Mithilfe neuer wissenschaftlicher Methoden konnten bisher unbekannte Salzlagerstätten entdeckt werden. Auch der bergmännische Abbau von Steinsalz wurde in dieser Zeit stark vorangetrieben und machte das Deutsche Reich zu einem der größten Salzproduzenten der Welt. Wichtige Abbaustätten waren unter anderem Staßfurt und Friedrichshall. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in Deutschland 70 Salinen und 20 Salzbergwerke, die 140.000 Tonnen Salz jährlich produzierten. Damit war die Versorgung der Bevölkerung mit billigem Salz gewährleistet.
Früher war Salz so wertvoll, dass es nur sehr sparsam verwendet wurde. Der Mangel an Salz war immer ein Fluch. Es fehlte das sprichwörtliche "Salz in der Suppe", was durchaus gesundheitliche Konsequenzen haben konnte. Wer zu wenig Salz zu sich nahm, konnte an chronischer Müdigkeit, Schwindel- und Schwächegefühlen, arthritischen Beschwerden oder Schwächung der Knochenstruktur leiden. Heutzutage kennen wir kaum noch Salzmangel, es wird sogar vor den Konsequenzen von zu viel Salzkonsum gewarnt.
Im Überfluss wurde Salz als Segen empfunden. Mit Salz wurden Zeiten des Hungers überwunden, denn verderbliche Nahrungsmittel konnten gesalzen und damit haltbar gemacht werden.
Heute ist es dagegen eher Geschmackssache, ob man eingesalzene Lebensmittel isst oder nicht. In Zeiten von Kühlschrank und Konservendosen ist Salz als Konservierungsmittel nicht mehr wichtig. Gepökelter Fisch und Schinken haben sich dennoch auf unseren Speisekarten gehalten.
Die Bestandteile des Salzes sind notwendig für unser Überleben. Natrium sorgt mit dafür, dass der Wasserhaushalt in unserem Körper funktioniert. Außerdem sichert es die Erregbarkeit von Muskeln und Nerven und ist deshalb auch besonders wichtig in der Ernährung von Sportlern.
Der andere lebenswichtige Bestandteil von Salz ist Chlorid. Das bewirkt unter anderem die Bildung von Salzsäure im Magen. Salzsäure ist wiederum ein Bestandteil des Magensaftes und ist unter anderem für die Aufspaltung von Proteinen und das Abtöten "unerwünschter" Mikroorganismen zuständig.
Etwa 5 - 6 g Salz sollte der Mensch täglich zu sich nehmen. Untersuchungen haben ergeben, dass bei einem Verbrauch von weniger als einem Gramm Salz das Kurzzeitgedächtnis nachlässt und die Konzentrationsfähigkeit gemindert werden kann. Salzmangel kann neben den schon beschriebenen körperlichen Symptomen also auch bedenkliche Folgen für das Gehirn haben.
In unserem täglichen Leben ist es jedoch kaum möglich, zu wenig Salz zu sich zu nehmen. In praktisch allen Fertiggerichten und anderen industriell hergestellten Lebensmitteln ist Salz enthalten. Ein Esslöffel Sojasauce beispielsweise enthält schon 3 g Salz. So drohen uns eher gesundheitliche Schäden durch zu viel Salz.
Salzempfindliche Personen (Hypertoniker) können einen zu hohen Blutdruck entwickeln und durch salzärmere Kost diesen senken. Die Gefahr des Bluthochdrucks gilt allerdings nicht für alle Menschen. Manchen macht erhöhter Salzkonsum nichts aus.